Projekt Beschreibung

Als im Herbst 2007 Team Fortress 2 das Licht der Spielewelt erblickte, war die mangelnde Vielfalt des Kartenmaterials Hauptkritikpunkt. Mit lediglich 6 Karten war das Spiel vergleichsweise schwach gebrüstet. Mittels variierenden Spielzonen und der Auswahl eines der zur Verfügung stehenden Game-Modes, wurde versucht, über die dürftige Kartenvielfalt hinweg zu täuschen. Dieses Manko sollte bald Geschichte sein. Laut Gabe Newell veröffentlichte Valve das Spiel „als einen Service, nicht als ein (abgeschossenes) Produkt“. Unglaubliche 183 Patches sowie 16 Major-Patches (zum jetzigen Zeitpunkt) können dies bestätigen. Tendenz steigend. Valve unterscheidet dabei zwischen einfachen Patches, die kleinere Balance oder Performance Anpassungen vornehmen und den Major-Patches, die mit zahlreichem Bonusmaterial wie neue Waffen, Game-Modes und Karten aufwarten können.

Um was geht es?

Für alle, die mit Team Fortress 2 nicht in Kontakt getreten sind, folgt eine kleine Zusammenfassung. In Valves Comic Shooter schließt sich der Spieler zu Beginn einer Runde einem der beiden Teams an. Deren Namensgebung, „BLU“ (Builders League United) oder „RED“ (Reliable Excavation Demolition), verrät bereits, dass Valve nicht einfach zwei Teams aufeinander hetzt, sondern mit Liebe zum Detail vorgeht und dem Spiel mit ausdrucksstarken Charakteren, Seele und Spielwitz einhaucht. Comic-Trailer auf dem offiziellen Fortress Blog, welche die Klassen wie auch Game-Modes erläutern, spinnen die Feindschaften zwischen BLU und RED unterhaltsam weiter. Die Akteure in Team Fortress 2 verkommen somit nicht zur austauschbaren Massenware, sondern binden mit viel Charisma und Witz und machen sich somit unersetzlich.

Zu Beginn jeder Runde hat der Spieler die Wahl aus neun verschiedenen Klassen – jede mit unterschiedlichen Stärken und Schwächen. Scout, Pyro und Soldier gehören der Offensive an. Der Heavy-Weapon-Guy, der Demoman, sowie der Ingenieur, sind für die Defensive perfekt geeignet, fühlen sich aber auch in der Offensive wohl, sofern eine der Supporterklassen, Medic, Scharfschütze oder Spion, deren Rücken deckt.

Einzigartiger Comic Look, tolle Animationen und witzige Emotes.

„Service, nicht Produkt“

Der erste, der bisherigen 16 Major-Patches erschien ein halbes Jahr nach dem Release. Das „Gold Rush Update“ glänzte mit dem neuen Spielmodus „Payload“, sowie der dazugehörigen Karte Goldrush. Dem angreifenden Team BLU steht zur Aufgabe, mittels geeinter Kraft einen Schienenwagen ins Ziel der Karte zu schieben, während der Gegner natürlich jegliche Feuerkraft dagegensetzt. Für großes Aufsehen sorgten die mit Spannung erwarteten Änderungen am „Medic“, der ersten der neun Klassen, die in den erschienenen Major-Patches mit drei zusätzliche Waffen im Arsenal bereichert wurden. Anfangs galt es, eine Anzahl der Klassenachievements zu erringen, um die ersehnten Geschosse seinem Inventar hinzufügen zu dürfen. Doch frustrierte Casualgamer sowie zahllose Achievement-Server, veranlassten Valve dazu, neue Waffen mittels Random-Drops im Spiel zu verteilen. Mit dem „Engineer Update“ im Juli 2010 wurde auch die letzte verbliebene Klasse auf den neuesten Stand gebracht.

Acht miteinander kombinierbare Grafikthemes bestechen mit traumhaftem Setting und Ambiente. Hier der „Degroot Keep“ aus dem Medieval Mode.

Insgesamt hat Valve bei der Auswahl und Balance der Waffen viel Geschick und Kreativität bewiesen. Kein Geschoss gilt als unfair oder zu mächtig. Jedes besitzt Vor- und Nachteile, andere bestechen mit besonderen Gimmicks oder Boni. Somit entscheidet einzig die Vorliebe des Spielers, der aufgrund des reichhaltigen Angebots seine Spielweise stets neu entdecken kann.

Neben den Klassenänderungen bedeutete jedes Major-Update auch Zuwachs im Kartensortiment, welches derweil von anfänglich mickrigen 6 auf 45 offizielle Maps anschwoll. Ebenso wurden neue Grafikthemes implementiert, wie z.B. die sonnige Alpinlandschaft in „Lumberyard“. Hier trat erstmals der „Arena“ Modus in Erscheinung, der keine Respawns während einer Runde erlaubt und entweder die Eroberung eines Kontrollpunkts oder die Vernichtung des gegnerischen Teams zur Aufgabe stellt. Überlebenswille und gutes Teamplay garantieren Hochspannung innerhalb der übersichtlichen Arenen. Insgesamt wurden bis dato vier zusätzliche Spielmodi eingeführt: „Payload“, „Arena“, „King of the Hill“ und „Payload Race“. Dazu gesellen sich die Mini-Modes „Highlander“, „Dueling Mini-Game“ und „Medieval“. Letzterer erlaubt keinerlei Schusswaffen – die Spieler vermöbeln sich stattdessen mit Baseballschläger & Co in einem durchgeknallten Mittelalter Szenario. Ist Valve denn nichts mehr heilig?

The Sims Fortress

Mit der beispiellosen Anzahl kostenloser Major-Patches erscheint Team Fortress 2 seither wie ein Testballon der Entwickler. Wie viel Veränderung verträgt der Spieler? Welchen Einfluss hat ein kontinuierlicher wie auch umfangreicher Support auf den Absatz eines derweil über drei Jahre alten Spiels? Und wie lässt sich diese für den Spieler kostenlose Dreingabe bezahlen? Mit Hüten. Mit Hüten? Was haben modische Accessoires und Action-Shooter gemein, möchte man fragen?

Wurden die virtuellen Schmuckstücke anfänglich zufällig im Spiel verteilt, stellten sie später neben dem Einschmelzen und Schmieden neuer Waffen den Stützpfeiler des Crafting-Systems dar. Über hundert variantenreiche Kopfbedeckungen und insgesamt 37 zusätzliche klassenbezogene Waffen lassen sich derweil innerhalb des Spiels herstellen. Passende Ressourcen und Blaupausen vorausgesetzt. Diese lassen sich fairerweise unter Spielern tauschen, doch hat dies nicht selten zu manchem unliebsamen Fernbleiben vom Geschehen während der entscheidenden Spielphase geführt. Nüchtern betrachtet erscheint das Crafting-System wie ein Alibi für den „Mann-Co.-Store“, den im September letzten Jahres eröffneten Team-Fortress-Item-Store. Für Beträge zwischen einem Euro bis hin zu Summen eigenständiger Titel, können hier jegliche Items erworben und sogar verschenkt werden. Der Aufschrei der Community würde noch heute in den Foren hallen, wäre mit dem Crafting-System nicht die Möglichkeit gegeben, auch ohne den Store auszukommen. Nicht wenige Spieler scheuen jedoch die Mühsal des Jagens und Sammelns und wählen stattdessen den bequemen, vielleicht mit einem bitteren Beigeschmack behafteten Weg zum Item-Store.

Fazit

Team Fortress 2 entwickelte sich über die Jahre zu einem Ausnahme-Shooter, in dem sich dank ausgewogener Balance sowohl Anfänger als auch Core-Gamer heimisch fühlen. Das Spiel strotzt geradezu vor Abwechslung und Vielfalt. Variantenreiche Game-Modes sowie zahlreiche und dennoch einzigartige Maps sorgen für ungebrochenen Spielspaß. Das zeitlose Comic Ambiente wird flüssig und kontrastreich auf dem Bildschirm dargestellt und brilliert zusätzlich mit humorvollen Animationen und Sounds. Einziger Kritikpunkt: Für einen Shooter erschlägt die Vielfalt des zusätzlich erhältlichen Inhalts geradezu. Valve muss sich die Frage gefallen lassen, ob hier nicht zu viel des Guten erschaffen wurde. Manch ein Spieler sehnt sich nach einem Classic-Mode.

Die wichtigsten Inhalte der Major-Patches:

  • 40 neue offizelle Maps

  • 4 neue offizielle Game-Modes: Payload, Arena, King of the Hill, Payload Race

  • 3 Mini Game-Modes: Medieval, Highlander, Dueling Mini-Game

  • 368 Klassen- und General-Achievements

  • 7 Klassenupdates mit jeweils 3 neuen Waffen für die Klasse

  • Crafting-System

  • Handelssystem

  • 37 zusätzliche craftbare (Klassen-)Waffen

  • 119 Hüte und 21 Items